Auf den Spuren der Geschichte
Der Erste Weltkrieg
vitamin de Ausgabe Nr. 71, Regionalausgabe Südwesteuropa
Im letzten Jahr veranstalteten das Goethe-Institut und das Institut français den Wettbewerb „Erinnern – Erzählen – Erfahren“ zum Thema Erster Weltkrieg. Birgit Iehl unterrichtet Deutsch an der PASCH-Schule Lycée Saint-Sernin in der südwestfranzösischen Stadt Toulouse. Dort wird das Abibac angeboten, das den Schülern ermöglicht, zusätzlich zum französischen Baccalauréat das deutsche Abitur abzulegen. Mit ihren Schülern nahm sie am länderübergreifenden Geschichtswettbewerb teil.
Der Erste Weltkrieg liegt hundert Jahre zurück. Wie kann man also Schüler für diese Thematik begeistern? Diese Frage stellte ich mir, als es um die Lektüreauswahl für das neue Schuljahr ging. Meine Wahl fiel auf „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque (1898 – 1970). Im Zentrum des Romans steht das Schicksal einer verlorenen Generation. Die jungen Freiwilligen, die ihr Leben in einem sinnlosen Krieg ließen, waren kaum älter als meine Schüler.
Feldpost kennenlernen
Der Wettbewerb zum Thema Erster Weltkrieg war für die Schüler eine gute Gelegenheit, das Leben der Menschen von damals besser kennenzulernen. Meine Kollegen und ich bildeten ein interdisziplinäres Team aus den Fächern Deutsch, Geschichte und Kunst. Ein Kollege stellte seine beeindruckende Sammlung von Feldpostkarten vor. Im Geschichtsunterricht lernten die Schüler die unterschiedlichen Postkartentypen kennen: Sie waren teils patriotisch, teils romantisch und meist sehr kitschig. Wir sahen auch das Theaterstück „Voyage au bout de la nuit“ (Reise ans Ende der Nacht) von Louis-Ferdinand Céline (1894 – 1961) und konnten im Goethe-Institut mit Hilfe der Installation „Horchposten“ in die furchtbare Atmosphäre des Ersten Weltkriegs eintauchen. Mit Kopfhörern ausgerüstet wurden wir Zeuge von Gesprächen und hörten vorgelesene Briefe.
Geschichte erleben
Im Anschluss machten sich die Schüler daran, Feldpostkarten herzustellen, auf denen sie selbst die Hauptrolle spielten. Mit Hilfe einer deutschen und französischen Uniform aus dem Ersten Weltkrieg setzen sie die Bildmotive in Szene. Dabei orientierten sie sich an den existierenden Postkarten. Von jeder Karte wurden eine deutsche und eine französische Version erstellt. Die Texte dachten sich die Schüler selbst aus. Sie lernten auch, wie damals mit Feder und Tusche zu schreiben. Die Arbeit und der Enthusiasmus haben sich gelohnt! Die Schüler durften zur Preisverleihung nach Paris und besuchten gemeinsam mit anderen jungen Franzosen und Deutschen das Kriegsmuseum „Historial de la Grande Guerre“ im nordfranzösischen Péronne.
Erinnern - Erzählen - Erfahren
Die Goethe-Institute in Frankreich organsierten für das Schuljahr 2014/15 zusammen mit dem Institut français den Schülerwettbewerb „Erinnern – Erzählen – Erfahren“. Der Wettbewerb richtete sich an Schüler aus den Klassen 8 bis 11 in Deutschland und 4e bis 1ère in Frankreich, die jeweils die Partnersprache lernen. Die Teilnehmer setzten sich mit der geschichtlichen Zäsur des Jahres 1914 auseinander und verfassten Texte oder Theaterstücke, erstellten Comics oder drehten Filme zum Thema Erster Weltkrieg.
Birgit Iehl
Foto: Manon Lotz/Goethe-Institut Paris (Schüler intepretieren eine Feldpostkarte neu)