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Mein Familienkleinod

Erinnerungsstück einer russlanddeutschen Familie

ira1Im September 2016 schrieb das Goethe-Institut Russland den Wettbewerb „Mein Familienkleinod“ aus. Deutschlerner aus russlanddeutschen Familien waren aufgerufen, alte Fotos, Bücher, Münzen oder andere Gegenstände einzureichen und die Geschichte dazu zu erzählen. Zu gewinnen gab es eine Deutschlandreise. Irina Drigert überzeugte mit ihrem Familienkleinod, einer über 160 Jahre alten Bibel. Die 27-Jährige erzählt ihre Geschichte.

Die russische Zarin Katharina II. (1729 – 1796) hatte 1763 das sogenannte Einladungsmanifest unterschrieben. Darin lud sie deutsche Bauern und Handwerker ein, die noch unbesiedelten Gebiete ihres Reiches zu bewirtschaften. Viele folgten diesem Ruf und siedelten sich im Russischen Reich an. So war das auch bei meinen Vorfahren. Sie ließen sich im späten 19. Jahrhundert in der Stadt Nowograd-Wolinskij nieder. Das ist eine kleine Stadt in der heutigen Ukraine, im Gebiet Schitomir. Im Jahr 1941 wurde meine Familie nach Omsk in Sibirien deportiert. Man durfte nur wenige Sachen mitnehmen. Es gab ein bestimmtes Buch, das meine Familie einfach nicht zurücklassen konnte: eine alte Bibel aus dem Jahr 1856.

Von Generation zu Generation

Bibel Irina DrigertDer erste Besitzer dieser Heiligen Schrift, von dem ich weiß, war ein evangelischer Pfarrer mit Namen Johann Drigert. Er war der ältere Bruder meines Ururgroßvaters. Kurz vor seinem Tod übergab Johann die Bibel meinem Ururgroßvater Julius und der übergab sie wiederum meinem Urgroßvater Reinhardt. Mein Großvater, Theodor Drigert, erzählte mir, dass die Bibel in der Familie oft gelesen wurde. Man fand Trost in ihren Geschichten. Die Bibel wanderte von Generation zu Generation. Noch heute lesen wir an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern Auszüge daraus und gedenken unserer Vorfahren. Diese Geschichte habe ich beim Wettbewerb „Mein Familienkleinod“ eingereicht und damit eine Reise nach Deutschland gewonnen. Im Dezember 2016 besuchte ich mit weiteren Gewinnern die Städte Frankfurt am Main, Büdingen und Wiesbaden.

Besuch in Deutschland

Das Goethe-Haus in Frankfurt hat mich besonders fasziniert. Dort habe ich erfahren, dass Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) in bürgerlichen Verhältnissen aufwuchs. Seine Eltern waren aber offen für den Fortschritt des 18. Jahrhunderts. Die Kinder bekamen eine gute Ausbildung und der kleine Wolfgang hatte sogar sein eigenes Puppentheater, in dem er Stücke für die ganze Familie aufführte. Auf dem Frankfurter Flohmarkt habe ich für zwei Euro zwei Hundert-Mark-Scheine gekauft, einen aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs (1871 – 1918) und einen aus der Zeit der Weimarer Republik (1918 – 1933). Das war wirklich ein guter Deal! Die kleine hessische Stadt Büdingen war für uns interessant, weil viele russlanddeutsche Familien von dort ausgewandert waren. Und im Kasino von Wiesbaden in Hessen hatte Fjodor Dostojewski (1821 – 1881) mal viel Geld verloren. Das kann man in seinem Roman „Der Spieler“ nachlesen. Die Deutschlandreise hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Deutschlernerin Irina Drigert erzählt ihre Geschichte. Höre hier das Audio zum Text:

 
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Audiodatei (Hörversion) zum Text


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Irina Drigert
Fotos: privat (Irina Drigert in Frankfurt, die Bibel der Familie Drigert)

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