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Ehemigration erforschen

Interview mit Alena Zelenskaia

vitamin de, Ausgabe Nr. 86, Regionalausgabe Russland

Die Anthropologin Alena ZelenskaiaDie Anthropologin Alena Zelenskaia forscht an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München zum Thema Ehemigration. Anfang des Jahres ist sie mit ihrem deutschen Mann und den beiden Kindern nach Deutschland gezogen. Um ihre Eindrücke mitzuteilen, hat sie den Telegram-Kanal „@russischdeutsch“ gegründet. Die 30-Jährige berichtet von ihrer Forschung und ihrem Leben.

 

 

Alena, du bist Anfang des Jahres nach Ulm gezogen. Wie habt ihr euch als Familie eingelebt?

Wir mussten gleich durchstarten. Am Tag nach unserer Ankunſt bin ich schon nach München zur LMU gependelt. In Ulm haben wir lange nach einer Wohnung gesucht und erst kurz vor unserer Ankunſt eine passende gefunden. Wie in Deutschland üblich, war sie unmöbliert. Alle Samstage und Sonntage haben wir mit dem Einrichten der Wohnung verbracht. Zum Glück haben wir alles vor der Corona-Pandemie geschafft.

Woher kommt dein wissenschaſtliches Interesse an der Migration?

Es begann mit meiner ehrenamtlichen Arbeit als Übersetzerin in einem Asylbewerberheim in Berlin 2013. Zwei Jahre später habe ich meine zweite Masterarbeit zum Thema Zwangsmigration geschrieben. Jetzt forsche ich zur Ehemigration und konzentriere mich auf die Zusammenarbeit zwischen deutschen Behörden und Heiratsmigrantinnen aus Russland.

Mit welcher Methode erhebst du deine Daten?

Ich verwende qualitative Methoden der Ethnografie, also die teilnehmende Beobachtung und narrative Interviews. Um beobachten zu können, muss man in der Umgebung der zu erforschenden Gruppe sein. Daher werde ich in den kommenden Jahren viel Zeit in verschiedenen russischen Städten verbringen. Außerdem machen eine Kollegin und ich eine Diskursanalyse russischer Filme und Fernsehserien.

Ist das Phänomen der Ehemigration bei Russinnen aktueller als bei Bürgerinnen anderer Länder?

Eigentlich ist die Ehemigration aus der Türkei, Marokko, Thailand und der Ukraine stärker ausgeprägt. Die Statistiken des deutschen Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zeigen aber auch eine hohe Heiratsmigration aus Russland. Das liegt daran, dass Millionen ehemalige sowjetische Staatsbürger mit deutschen Wurzeln in den 1990er-Jahren nach Deutschland ausgewandert sind. So sind binationale Netzwerke entstanden. Im Jahr 2018 reisten knapp 1 600 russische Frauen zum Zweck einer Eheschließung mit einem Visum nach Deutschland ein.

Deine persönlichen Migrationserfahrungen teilst du in deinem Telegram-Kanal „@russischdeutsch“. Ist das ein Teil des Forschungsprojekts?

Nicht ganz. Mein zweisprachiger Blog ist durch mein Interesse für die sozialen Medien und durch meinen Wunsch entstanden, meine Migrationseindrücke jemandem anzuvertrauen. Als diese Eindrücke langsam verblassten, aber die Zahl meiner Follower weiter stieg, entschied ich mich, das Tagebuchformat aufzugeben. Nun lasse ich andere Migrantinnen und Migranten in speziellen Rubriken schreiben und teile meine eigenen kulturellen Beobachtungen mit. Jedoch plane ich, einen neunen Kanal über Heiratsmigration zu beginnen, um mehr in die Richtung meines Forschungsprojekts zu recherchieren.

Das Interview führte Maria Denissowa.

Fotos: Alena Zelenskaia (Alena, Logo)

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